Ein Tag für die Dritte Welt

von H. Heetkamp

"Dritte" Welt

Wer hat die dritte Welt gemacht?
Wer uns die erste Welt zugeteilt?
Wie kam die zweite Welt dazwischen?
Wer hat die erste Klasse eingerichtet
und sich darin eingerichtet
und den anderen die zweite und dritte und letzte
übrig gelassen?
Wer hat die Menschheit in Rassen aufgespaltet
Und vorgeschrieben, daß eine Rasse hochsteht
und darum die andere tiefer stehen muß?
In der Schöpfungsgeschichte ist mit keinem Wort
von der dritten Welt
oder Klassen
oder Rassen
die Rede.
Die Rede ist von einer einzigen Menschheit.
Allen Menschen gehört diese einzige,
allen Menschen gehört
diese erste Welt.
(Josef Reding)


Herr Pfarrer Belecke sprach in seiner Predigt am Sonntag, den 20.06.99, sehr eindrucksvoll dieses Thema an. Ebenso ging er auf die Kampagne:

Erlassjahr 2000
Entwicklung braucht Entschuldung
...wie auch wir vergeben unseren Schuldnern

ein. Mich hat diese Predigt tief bewegt, wohl gerade deswegen, weil ich am Tag zuvor in Köln anlässlich der Übergabe der Unterschriftslisten an Herrn Bundeskanzler Schröder war.

Es war für mich ein eindrucksvoller Tag gewesen. Allein und doch nicht allein. Aufgenommen in eine riesige Schar von Menschen, alle mit dem gleichen Ziel und erkennbar an einem bunten Regenbogenschal oder entsprechenden T-Shirts, Transparenten. Wir alle waren wie eine große Familie. Ich hörte viel von der Not der verschuldeten Länder, von den Aktivitäten, von der Fantasie, den Ideen, die andere Gemeinden in Deutschland, aber auch in ganz Europa, in England, Schottland, Irland, Norwegen, Schweden, Dänemark, Frankreich, Italien und Österreich hatten.

Hier war Weltkirche zu spüren, Grenzen waren aufgehoben. Und ich habe diese Menschen bewundert, die nicht nur mit der S-Bahn mal eben nach Köln gefahren sind, sondern schon seit Tagen unterwegs waren und keine Kosten gescheut haben, um hier für die Ärmsten der Armen ihre Stimme zu erheben. und ich habe mitgesungen, gepfiffen, Gespräche geführt, mich in die Menschenkette eingefügt.

So schön der Tag war, so ist mir doch sehr klar geworden, daß ein Tag allein nicht hilft. Diese Menschen in Südamerika, in Afrika, in Indonesien brauchen unsere Solidarität über diesen Tag hinaus. Wir haben sie Jahrhunderte lang ausgeplündert. Sie stellen Rohstoffe her, die von Multikonzernen zu Dumpingpreisen aufgekauft wurden und werden. Der Erlös der Erzeugerländer langt gerade, die Zinsen ihrer Schulden zu tilgen. Für Sozialleistungen, Gesundheits- und Bildungsbereiche bleibt da nichts übrig. So werden wir, dank billiger Produkte, immer reicher und sie, dank Dumpingpreisen und Zinslasten, immer ärmer. Die Unterschriftsaktion war wichtig. Genauso wichtig aber ist es, denen konkret zu helfen, die versuchen, mit Eigeninitiative vor Ort einen Ausweg aus dem Dilemma zu schaffen.

Die GEPA und Transfair bemühen sich seit Jahren, den Erzeugerländern gerechte Löhne zu zahlen. Sie kaufen die Waren von Kleinbetrieben und Dorfgemeinschaften auf. Sie geben ihnen eine Abnahmegarantie und garantieren einen Mindestpreis, auch wenn der Weltmarktpreis unter das Existenzminimum fällt. So können die Menschen einigermaßen sicher planen. Auch verpflichten sie sich, Überschüsse zur Weiterentwicklung ihres Betriebes nach ökologischen und umweltverträglichen Erkenntnissen einzusetzen. Ebenfalls wird damit die soziale Absicherung der Arbeiter gefördert.
Das System funktioniert jedoch nur, wenn diese Waren, die logischerweise teurer sein müssen, da Dumpingpreise entfallen, auch von uns gekauft werden. Jedes verkaufte Pfund Kaffee, jeder Teebeutel, jedes Glas Honig, jeder Schokoriegel bedeutet aktive Hilfe zur Selbsthilfe. Sie bedeuten gerechte Bezahlung für gute Arbeit und sie geben damit den Menschen Selbstachtung statt Almosen, die Menschen zu Bettlern machen und sie ihrer Würde berauben.

Der Pfarrgemeinderat hat im März dieses Jahres damit begonnen, Waren aus fairem Handel anzubieten. Nach den Sommerferien können Sie wieder an jedem

letzen Sonntag im Monat im Anschluss an den Gottesdienst

Waren aus fairem Handel erstehen. Wir beginnen am Sonntag, den 29.8.99.

Wir würden uns freuen, wenn auch Sie vorbeischauen würden.

Für den Pfarrgemeinderat

H. Heetkamp

aus: pius aktuell, Ausgabe 2/99


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© Michael Lorkowski 20.08.99
Letzte Änderung am 22.04.04